Geheimdienste und Polizeien auflösen – Anarchy in the Eu! Demo am 25.04. in Berlin
Laut einem Protokoll der EU-Ratsarbeitsgruppe „Terrorismus“ organisiert die europäische Polizeiagentur EUROPOL am 24./25. April 2012 in Den Haag eine Konferenz zu Anarchismus. Neben einem Referat der italienischen Delegation über Aktivitäten der „Federazione Anarchica Informale“ (F.A.I.) soll die Konferenz laut Medienberichten auch Aktivitäten gegen „Schienennetzwerke“ und das „No Border-Netzwerk“ behandeln.
„Schienennetzwerke“? WTF?!
Ganz im Stile europäischer Politik bleibt der tatsächliche Inhalt und die Intention der Veranstalter im Dunkeln. Unklar ist zum Beispiel, was mit dem Begriff „Schienennetzwerke“ gemeint ist: Nahe liegen die Proteste gegen das „Schienennetzwerk“ Stuttgart 21 ebenso wie gegen die Hochgeschwindigkeitsverbindung „Treno ad Alta Velocità“ (TAV) von Turin ins französische Lyon. Gegen beide Projekte leistet die örtliche Bevölkerung massiven Widerstand, der selbstverständlich auch aus unterschiedlichen linken Bewegungen Italiens und Deutschlands getragen wird. Die Bundesregierung spricht in diesem Zusammenhang von „Linksextremismus/-terrorismus“ und dessen angeblichen „Angriffe[n] auf Zugtransporte“.
Es ist zu vermuten, dass die Konferenz von EUROPOL den legitimen Widerstand gegen sinnlose Großprojekte oder gefährliche Technologien in den Fokus konservativer Sicherheitsfanatiker rücken soll. Dies würde zur Politik der Regierungen und ihrer Polizeien passen, die immer wieder behaupten, Demonstrant_innen würden Tote in Kauf nehmen und seien als „terroristisch“ einzustufen. Demgegenüber sind es immer wieder sie selbst, die bei Demonstrationen mit Waffengewalt und Terrormethoden das Leben von engagierten Menschen gefährden. Jüngste Beispiele sind der No-TAV-Aktivist „Luca“, der durch eine Aktion der Polizei lebensbedrohlich aus großer Höhe abstürzte oder der junge Mann, der beim spanischen Generalstreik gegen die kapitalistische Krisenpolitik von den Bullen ein Gummigeschoss in den Kopf gejagt bekam.
„96 Anarchisten“ und das „No Border-Netzwerk“
Laut Bundesregierung sollen zudem Aktivitäten des „No Border-Netzwerks“ bei der Tagung thematisiert werden. Auch hier ist unklar, was das bedeuten soll. Seit den frühen 90er Jahren organisieren migrationssolidarische Gruppen regelmäßig grenzüberschreitende Demonstrationen, Camps oder Kampagnen. Für dieses Jahr wollen sie unter dem Motto „Boats for people“ mit Schiffen auf dem Mittelmeer Präsenz zeigen und dort gegen die menschenverachtende und oft tödliche Gewalt der EU-Grenzschutzagentur FRONTEX demonstrieren.
Womöglich sind aber die Vorkommnisse auf dem Grenzcamp 2010 in Brüssel gemeint: Die belgische Polizei wollte in einer beispiellosen Aktion verhindern, dass Menschen aus dem Camp an einer internationalen Gewerkschaftsdemonstration teilnehmen. Geholfen hatte dabei vermutlich der später enttarnte Polizeispitzel Simon Bromma, der seine „Erkenntnisse“ täglich an das LKA in Stuttgart weitergab. Womöglich gelangten daraufhin verfälschte Informationen an die belgischen Behörden, die schließlich zur Festnahme von „96 Anarchisten“ führten. Derart vermeldete es damals ein Polizeisprecher ohne Angabe von Gründen. Weder führten die Aktivist_innen „verbotene Gegenstände“ mit, noch nahmen sie „strafrechtlich relevante Handlungen“ vor. Es liegt also nahe, dass die Festnahmen nur wegen einer „anarchistischen“ Gesinnung vorgenommen wurden.
„Euro-Anarchisten“
Auch das BKA setzt linken Aktivismus mit einem angeblichen militanten „Anarchismus“ gleich. Im Januar letzten Jahres war dessen Chef Jörg Ziercke vom Innenausschuss des Bundestages befragt worden, wozu seine Behörde mit Großbritannien ausgiebig verdeckte Ermittler tauscht. Ziercke hatte zur Begründung der staatlichen Unterwanderung des G8-Gipfels 2007 und NATO-Gipfels 2009 eine angebliche „Europäisierung der Anarchoszene“ aus Griechenland, Spanien, Großbritannien, Frankreich, Dänemark und Deutschland angeführt. Er begründetet außerdem die in Heiligendamm eingesetzten britischen Spitzel mit dem Vorgehen gegen „Euroanarchisten, militante Linksextremisten und –terroristen“. Der Begriff „Euro-Anarchisten“ war bis dahin im deutschen Sprachraum nicht gebräuchlich. Mittlerweile wird sogar der eher liberal-bürgerlichen Piratenpartei eine „Angriffshaltung gegenüber dem Staat“ attestiert und deren Konzeption vermeintlich als „anarchistisch“ bezeichnet.
„Organisierte Kriminalität“ und „Terrorismus“
Auch der EU-Geheimdienst SitCen beschäftigt sich mit dem „Phänomen ’Anarchismus’“. Im Oktober hatte der Dienst ein „Situation Assessment“ erstellt, für das auch das deutsche Bundesamt für Verfassungsschutz einen Beitrag lieferte. Bei EUROPOL selbst werden einlaufende Erkenntnisse im jährlichen „Terrorism Situation and Trend Report“ veröffentlicht. Zu den von „anarchist extremists“ unterstützten Themen zählen demnach „anti-capitalism, anti-militarism, anti-fascism and the ’No Borders’ campaign“. Informationen seien aus Deutschland, Schweden, der Tschechischen Republik und Großbritannien angeliefert worden.
Erst kürzlich wurde offenkundig, dass EUROPOL auch grenzüberschreitende Initiativen von Umwelt- und Tierrechtsaktivist_innen beobachtet. Auf Grundlage dieser „Erkenntnisse“ organisiert die Polizeiagentur regelmäßige Konferenzen zu so genannten „Tierrechtsextremismus”.
Die Beobachtungen zu „Terrorismus“ und „Extremismus“ werden bei EUROPOL in der weitgehenden Analysearbeitsdatei (AWF) „Dolphin“ abgelegt, die teilweise regelrechte Dossiers über Personen, Objekte oder Tathergänge enthalten kann. Laut Bundesregierung findet das Treffen zu „Anarchismus“ am 25.04. im Rahmen einer Einladung an die 20 Mitgliedsstaaten der AWF „Dolphin“ statt. Nicht nur durch die Listung in den „Dolphin“-Dossiers werden politische Aktivist_innen kriminalisiert. Im Mai sollen die zahlreichen AWFs neu strukturiert und fortan unter den beiden Schlagworten „Organisierte Kriminalität“ und „Terrorismus“ geführt werden.
Wenn Anwohner_innen und Anarchist_innen zum „Standortrisiko” werden
„Anarchismus“ oder vermeintliche „Euro-Anarchisten“ werden zum Sammelbegriff von politisch unliebsamem internationalen, linken Engagement. Anarchismus ist indes eine politische Einstellung, die Herrschaft von Menschen über Menschen und jede Art von Hierarchie als Form der Unterdrückung von individueller und kollektiver Freiheit ablehnt. Eine solche auf Freiheit, Selbstbestimmung, Gleichberechtigung sowie Selbstverwirklichung der Individuen setzende und einen solidarischen Umgang der Menschen miteinander einfordernde Haltung müsste bei einem freiheitlichen Projekt, das die EU ja angeblich sein soll, eigentlich auf Respekt stoßen.
Die Kriminalisierung des legitimen Widerstands gegen „Schienennetzwerke” oder „Zugtransporte”, die mörderischen Aktivitäten von FRONTEX sowie die ideologisch-motivierte Diffamierung des Anarchismus ansich, macht uns wütend und zornig. Dass in Berlin ein Innensenator wieder einmal versucht, den Protest von Anwohner_innen gegen steigende Mieten (z.B. vor Kurzem in Gestalt des BMW Guggenheim Labs) zu kriminalisieren, in dem er beispielsweise von „Linken Chaoten” und einem angeblichen „Standortrisiko” spricht, ist ein weiterer Beleg für die Angst der Regierenden vor dem erfolgreichen Widerstand der Regierten.
Daher wollen wir am 25. April gegen 17 Uhr zur BKA-Außenstelle in Berlin-Treptow ziehen, um unseren Unmut über EUROPOLs „Anarchismus“-Konferenz, den alltäglichen Rassismus in Europa und die Gleichsetzung von Anarchismus bzw. linkem Aktivismus mit „Terrorismus“ deutlich zu zeigen. Außerdem bietet es die gewählte Route an, auch die Widerwertigkeiten kapitalistischer Stadtumstrukturierung sowie die Einschüchterungsversuche der Berliner Repressionsbehörden im Vorfeld des 1. Mai zu adressieren.
Kriminell ist das System – nicht der Widerstand!
Unsere „Intoleranz” gegen ihre Unterdrückung — für mehr Standortrisiken!
Out of Control Berlin
Demonstration | 25.4. | 17 Uhr | U-Bhf Schlesisches Tor | Berlin-Kreuzberg
weitere Infos: outofcontrol.blogsport.de
Nimm dir, was dir zusteht! – Aufruf zur Antikapitalistischen Walpurgisnacht 2012
Schon seit Jahren herrscht in Berlin ein raues Klima der sozialen Ausgrenzung. Maßgeblich vorangetrieben von einer SPD-Regierung, deren sozial-chauvinistische Ausrichtung spätestens mit dem Ende der rot-roten Mogelpackung und dem Wechsel zum schwarz-roten Bollwerk des Konservativismus offensichtlich zu Tage tritt.
Großprojekte für den heißgeliebten Wirtschaftsstandort
Hierbei entfernt sich die Stadtpolitik zusehends von den Bedürfnissen der Menschen vor Ort und orientiert sich verstärkt an den Maßgaben internationaler Konzerne oder Wirtschafts-Cluster. So gibt es statt einem sozialen Wohnungsbau, der unter Rot-Rot faktisch abgeschafft wurde, halt ein Mediaspree-Projekt mit Flussblick für Mercedes-Benz oder einen neuen Großflughafen, der zehntausende Menschen nicht mehr schlafen lässt. Auf diese Weise entstehen immer mehr abgeschlossene Spielräume für ein finanzstarkes Klientel, die alle Menschen ohne das nötige Kleingeld ausschließen. Da passt es gut ins Bild, dass der Flughafen als Berlins „modernes Tor zur Welt“ gleichzeitig Deutschlands größten Abschiebeknast beherbergen wird und damit exemplarisch für diese (globale) Trennung von Arm und Reich steht.
Die Mietspirale dreht sich unaufhörlich nach oben
Doch auch innerhalb des Stadtgebietes von Berlin ist es schon lange nicht mehr für alle möglich, überall zu leben. Vor allem in der Innenstadt erreichen die Mieten ständig neue Höchstwerte. Mit einer Durchschnittsmiete von 8,02 Euro pro Quadratmeter ist 2011 Friedrichshain-Kreuzberg der teuerste Bezirk Berlins ist. Billigen Wohnraum gibt es großflächig nur noch in den Randbezirken.
Auf diese Weise werden die Innenstadtgebiete langsam sozial entmischt. Menschen mit weniger Geld müssen aus ihnen wegziehen und stattdessen siedelt sich ein zahlungskräftigeres Klientel an. So sind momentan in Berlin rund 65.000 Haushalte von Menschen, die HartzIV beziehen, unmittelbar von Zwangsräumungen bedroht, da die Jobcenter wegen Mieten über den Regelsätzen massenhaft Mahnungen zur „Kostensenkung“ verschicken. Inzwischen wird immer mehr Menschen klar, dass es sich bei diesen Entwicklungen eben nicht um Einzelfälle handelt, sondern um politisch gewollte Prozesse. Steigende Mieten sind für den Regierenden Bürgermeister Klaus Wowereit lediglich ein Zeichen „für die wachsende Prosperität“ also den steigenden Wohlstand Berlins
und weniger ein Problem der sozialen Gerechtigkeit. Das Versprechen des neuen Senats mehr bezahlbaren Wohnraum (in der Innenstadt) zu schaffen wird unter diesen Bedingungen zum bloßen Lippenbekenntnis. Tatsächlich ist ein Ende der stetig wachsenden Mieten, die laut Berliner Mietenspiegel 2011 innerhalb von zwei Jahren im Durchschnitt um 8,34% angestiegen sind, nicht zu erwarten.
Zahlen sollen alle, verdienen nur wenige
Oft heißt es jedoch, dass die Warmmieten in Berlin trotzdem geringer sind als in allen anderen deutschen Großstädten. Aufgrund der niedrigeren Einkommen gibt jedoch im Durchschnitt jeder Berliner Haushalt fast 30% des gesamten Monatseinkommens für die Miete aus. Somit haben die Menschen in Berlin am Ende des Monats trotzdem erheblich weniger Geld in der Tasche, als Leute aus Köln, München, Hamburg oder Frankfurt. Gleichzeitig steigen die alltäglichen Kosten ständig weiter. Zumindest beim Wasser ist inzwischen auch klar, warum. Dank Geheimverträgen des Senats verdienen private Unternehmen wie RWE oder Veolia kräftig am kommunalen Gut mit. Wir haben schon lange die Schnauze voll und werden auch in diesem Jahr nicht schweigen, wenn es darum geht, unseren Protest gegen eine Politik der Umverteilung von unten nach oben lautstark zu äußern.
Wer aufmuckt, wird ruhig gestellt
Trotz des offensichtlich unsozialen Charakters einer solchen Stadtpolitik wird allerdings der Widerstand dagegen oft marginalisiert oder in eine kriminelle Ecke geschoben. Dann ist es der „Terror der linken Chaoten“ (Berliner Kurier), der eine positiven Entwicklung der Stadt oder einzelner Teile verhindert. Mit dem neuen Berliner Innensenator Frank Henkel hat sich diese altbekannte Strategie der politischen Kriminalisierung weiter verschärft. Hatte er sich während des Wahlkampfes schon als rigoroser Law-and-Order-Politiker positioniert, ließ er schon kurz nach seinem Amtsantritt handfeste Taten folgen. Fast genau ein Jahr nach der Räumung der Liebig 14 wurde das alternative Wohn-und Kulturprojekt in der Rigaer Straße 94 von einem Großaufgebot der Polizei brutal angegriffen und durchsucht. Nur wenige Tage später fand in Berlin die „International Urban Operations Conference“, eine Kriegsmesse mit dem Schwerpunkt der Kriegsführung im städtischen Raum, statt, gefolgt vom Europäischen Polizeikongress. Wohin der Weg geht, ist damit klar! Wer sich den Entwicklungen in der Stadt entgegen zu stellen versucht, muss zwangsläufig mit heftiger staatlicher Repression rechnen. Diese wird in Berlin nicht nur theoretisch verhandelt, sondern macht einen zentralen Teil der Senatspolitik aus.
Die Stadt als Marke
Doch wo ein Projekt angegriffen wird, wird für ein anderes ein medienwirksames Rettungsszenario inszeniert. So wurde der Schokoladen in Berlin Mitte von offizieller Seite zu einer lebendigen subkulturellen Insel in einem ansonsten tot-gentrifiziertem Kiez stilisiert, für das sich auch der tiefe Griff in den öffentlichen Geldtopf lohnt. Dieses neu entfachte Interesse an alternativer Kultur ist dabei jedoch kein Indikator für eine Veränderung der Berliner Stadtpolitik. Es zeigt vielmehr an, wie alternatives Leben als Standortfaktor zu einem wichtigen Teil des Markenimages einer modernen und toleranten Großstadt wird, als die sich Berlin gerne nach außen verkauft. Der Schokoladen ist somit Teil einer „volkswirtschaftlichen Rechnung“ wie Mittes Bürgermeister Hanke offen zugibt, bei der es darum geht, dass Berlin in Konkurrenz zu anderen Städten nicht verliert, damit „die Szene nicht in ein paar Jahren in Warschau oder anderswo ist“. Das Bild der toleranten Stadt weist allerdings erhebliche Risse auf und so wurden allein 2011 zahlreiche andere Projekte, die sich nicht in diesem Sinn vermarkten ließen, wie die Liebig14 oder Schenkladen in der Scharnweberstraße 29 geräumt bzw. vertrieben wie die Wagenburg Rummelplatz. Und auch in er direkten Umgebung des Schokoladens sind 2012 mit der Linienstraße 206 und der KvU weitere alternative Projekte akut räumungsbedroht. Somit ist der momentane Frieden ein höchst trügerischer! Sollte es dennoch einmal bessere Angebote für das Gebiet geben, gilt auch das Kulturimage nicht mehr viel und der Schokoladen wird genauso schnell gehen müssen, wie die Strandbars am Spreeufer. Was nach dem schleichenden Tod der alternativen Kultur von der Stadt übrig bleibt, kann heute schon in großen Teilen von Prenzlauer Berg besichtigt werden; klinisch tote Luxusviertel für das neue finanzstarke Großbürgertum der hippen Bionade-Bourgeoisie.
Für ein selbstbestimmtes Leben!
Für uns ist alternative Kultur mehr als nur eine gut zu vermarktende Nische im Marketingmix einer modernen Großstadt, nämlich Teil unseres Lebens. Aus diesem Grund wird es auch in diesem Jahr wieder eine Antikapitalistische Walpurgisnacht geben, um sich zeitweise einen Teil der Stadt zurück zu erobern. Allerdings wollen wir unseren Fokus der letzten Jahre über Friedrichshain- Kreuzberg hinaus erweitern. Deshalb nehmen wir mit dem Wedding einen Bezirk in den Blick, in dem wir hoffen, die Menschen vor Ort mit ihren Problemen direkt zu erreichen, um als frühzeitige und kraftvolle politische Intervention agieren zu können. Spätestens mit dem Ende vom Flughafen Tegel wird die Gentrifizierungswelle den Wedding vollends erreichen, sodass zeitnahes Handeln erforderlich ist. Um diesen kämpferischen Charakter zu unterstreichen, wird es neben der altbekannten Kundgebung mit Musikbeiträgen in diesem Jahr eine Demonstration im Anschluss geben.
Damit soll die Wut vor Ort genutzt werden, um unseren Protest gegen eine Stadtpolitik der Ausgrenzung, egal ob in Form von Gentrifizierung, Alltagsrassismus auf dem Amt oder der Straße oder Sozialchauvinismus, lautstark auf die Straße zu tragen. Es wird Zeit, dass wir uns endlich nehmen, was uns schon lange zusteht. Denn die Stadt gehört denen, die drin wohnen.
FRIEDE DEN HÜTTEN – KRIEG DEN PALÄSTEN!!!
am 30.04.2012 ab 14:00 Kundgebung mit Musik in der Gerichtstr. (Ecke Adolfstr.) nahe S+UBhf Wedding
mit Redebeiträgen, einer Theaterperformance von ACT ABSURDUM und Musik von DESINFECT (Punk, Berlin), BANDYLEGS (Ska, Bernau), POLKAGEIST (Polka, Balkan, Berlin), CRUSHING CASPARS (HC, Rostock), ERKO (Rap, Berlin), KAVEH (Rap, Berlin), MC SINAYA (Rap Berlin), GITTASPITTA (Rap, Berlin) und HOLGER BURNER (Klassenkampfrap, Hamburg).
Und ab 21h
Demo gegen Rassismus und soziale Ausgrenzung (Start am S+U-Bhf. Wedding)
aktuelle Infos unter: walpurgisnacht.blogsport.eu
Wir bleiben Alle!
Gegen Kulturkahlschlag. Für den Erhalt alternativer Projekte.
Aufruf zur Demonstration am 27.4.2012
Die gallischen Dörfer in Mitte und Pankow rufen auf sich solidarisch und
gemeinsam mit allen BewohnerInnen Berlins der Verdrängung und den
Sozialkürzungen entgegen zu stellen.
Es ist höchste Zeit selbst aktiv zu werden, denn die Vergangenheit hat
mehr als bewiesen, dass wir von den politischen Verantwortlichen dieser
Stadt nichts zu erwarten haben. Durch ihre fehlgeleitete
Stadtentwicklungspolitik und dem Ausverkauf von Grundstücken und Häusern
wurde SpekulantInnen und InvestorInnen Tür und Tor geöffnet , die unsere
Stadt nach und nach in eine tot-gentrifizierte Wüste verwandeln.
Die kompromisslose Verwertungslogik und Kommerzialisierung
diktiert den BewohnerInnen das alltägliche Leben und wer sich das nicht
mehr leisten kann, soll gehen. SeniorInnen müssen ihren Kiez verlassen,
obwohl sie dort Jahrzehnte
gelebt haben, Jugendliche suchen vergebens nach Freiräumen. Nachtleben?
Fehlanzeige. Clubs werden durch beschwerdefreudige NachbarInnen
verdrängt, selbst Spätis werden als Störfaktor empfunden. Über 30000
Hartz IV EmpfängerInnen in Berlin zahlen jetzt schon zu, um sich ihre
Wohnungen weiter leisten zu können und es werden immer mehr!
Nicht die BewohnerInnen, sondern die Entwicklungen auf dem
kapitalistischen Wohnungsmarkt entscheiden wo wir wohnen, wie wir
wohnen und ob wir überhaupt wohnen können!
Hinzukommt das Diktat der knappen Kassen. So sollten beispielsweise in
Pankow 1 Million Euro an Kultureinrichtungen eingespart werden. Davon
betroffen sind Bibliotheken, Platzhäuser, Seniorenbegegnungsstätten und
Obdachloseneinrichtungen.
Wer Kultur von unten macht, den erwartet das selbe Schicksal. Während
die Stadtpolitik Berlin als Kulturhauptstadt in Szene setzt, um
kaufkräftiges Klientel anzuziehen, wird die Off-Kultur der
Gentrifizierung überlassen oder eigenhändig vor die Tür gesetzt. Ihren
Zweck als (sub)kulturellen „Aufwertungsfaktor“ oder touristisches
Fotomotiv haben sie erfüllt und können
nun Investorenträumen weichen. Erinnert sei an den Schokoladen, der nur
durch eine breite Kampagne gerettet werden konnte. Die Bedrohung
alternativer Wohn- und Kultur-Projekte in Mitte geht jedoch weiter. So
machen beispielsweise die Besitzer wie die der Linie 206 und der
Kirche von Unten (KvU) derzeit ernst und versuchen „ihre Mieter“ mit
aller Macht raus zu ekeln. Anstelle dessen sollen Lofts und
Prestigeprojekte den Kiez „lebenswerter“machen.
Kommunaler Besitz, eine der wenigen Institutionen die sich an den
tatsächlichen Bedürfnissen der Bewohner orientieren, werden an die
Meistbietenden verscherbelt. So jedenfalls sehen die aktuellen
Rettungspläne von SPD und Grüne aus, um Geld in Pankows Bezirkskassen zu
spülen.
Stattdessen werden uns Alibi-Räume, wie das BMW-Lab vorgesetzt. Während
sie diese Verdrängungspolitik nahezu symbolisieren, dürfen wir dann für
das Prestige dieser Sponsoren mit diskutieren. Na Danke schön !
Die aktuelle Lage zeigt, dass die Unzufriedenheit über die
profitorientierte Aufwertungspolitik dieser Stadt an vielen Stellen
brodelt. Unterschiedlichste Menschen sind nicht Willens ihre Vorstellung
von Wohnen und Leben diesen Entwicklungen zu unterwerfen und wehren sich
dagegen. Sie zeigt jedoch auch, wie isoliert die verschiedenen Kämpfe
geführt werden. Wenn JedeR an seinem Platz allein kämpft, dann wird auch
jedeR allein für sich scheitern. Tun wir uns zusammen, nutzen wir unsere
Unterschiedlichkeit als Stärke, denn Berlin war, ist und bleibt eine
widerständige Stadt!
Wir sagen:
Wir lassen uns nicht verdrängen!
Wir sind diejenigen, die wissen wie die Stadt in der wir leben wollen
gemacht wird!
Wir nehmen es nicht hin, dass der Kampf für beendet erklärt wird!
Für den Erhalt aller kulturellen und sozialen Einrichtungen in Pankow.
Gegen die Vertreibung alternativer Wohn- und Kulturprojekte in Mitte.
Gegen Mietexplosion und Zwangsumzüge.
Für die Selbstorganisation der MieterInnen.
Von KvU, Linie 206, Kastanie, Tacheles über Seniorenbegegnungsstätte bis
Club und Späti, unsere Antwort auf die Eigentumsfrage:
Wir bleiben alle!
Demonstration am 27.4.2012
17:30 Wabe/Thälmann-Park
ab 15:00 Kleinkunst, Musik und …